Das vorliegende Buch zeichnet die Herausbildung einer Dekadenzästhetik der Jahrhundertwende im Mexiko des Porfiriats nach. Aus historischen Gründen konnte es in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Mexiko nicht zur Entstehung einer der europäischen Bewegung vergleichbaren Romantik kommen. Erst mit einer Verspätung von etwa 50 Jahren wurden bis dahin vernachlässigte Tendenzen der französischen und deutschen Romantik rezipiert. Diese Aufnahme fiel zeitlich mit dem Erfolg der französischen Literatur nach Baudelaire zusammen. Eine Mischung diverser Ismen, die in Mexiko als homogener dekadenter oder im weitesten Sinne moderner Block verstanden wurden, führte zur Durchsetzung des Modernismo im Lande, der sich nicht zuletzt in den beiden großen Zeitschriften der Bewegung –Revista Azul und Revista Moderna- manifestierte. Die Besprechung dieser beiden Organe, sowie die Analyse der wichtigsten erzählerischen Werke des Modernismo in Mexiko bilden den Kern des Buches, das auch ein Beispiel für Saids „Reise der Ideen“ bereitstellen möchte. Der Modernismo als erste unabhängige literarische Bewegung Lateinamerikas wird als eigentliche Romantik des Kontinents interpretiert, die erst durch die Internationalisierung der Kultur und –in Mexiko- die komplexe soziale und politische Konstellation der belle époque unter Porfirio Díaz möglich wurde.