'Alte pflegebedurftige Menschen werden hauptsachlich in und von der Familie versorgt'; 'Die Zukunft familialer Pflege ist unsicher'; 'Die Pflege hilfebedu- tiger alter Menschen ist belastend'; 'Pflegende benoetigen Unterstutzung'; '- nerhalb der Familie ubernimmt primar eine weibliche Pflegeperson die Vers- gung und Pflege'; 'Die Pflegebereitschaft sinkt' ... Es sind diese, so oder ahnlich formulierte 'Gewissheiten', die den Diskurs zur familialen Altenfursorge und Pflege in den letzten zwei Jahrzehnten do- nierten und auch derzeit dominieren. Als unstrittig galt und gilt erstens die quantitative Dimension der familialen Pflege im Vergleich zur institutionellen Versorgung alter pflegebedurftiger Menschen (z. B. Hoehn 1995; Schneekloth/Potthoff/Piekara/Rosenbladt 1996; 1 Stat. Bundesamt 2001, 2003, 2005, 2008; Landtag NRW 2005 ). Bereits die fruhen Kontroversen vor Einfuhrung des "Gesetzes zur sozialen 2 Absicherung des Risikos der Pflegebedurftigkeit" im Jahr 1995 einigte die E- schatzung, dass die Familie als zentrale Institution im Hinblick auf die Sorge, Unterstutzung, Hilfe fur und Pflege von alteren Menschen anzusehen sei: Die Familie galt als der "groesste Pflegedienst der Nation" (Hoehn 1995; z. B. auch Landtag NRW 2005). Die im Kontext der Etablierung des Pflegeversicherun- gesetzes durchgefuhrten Studien widerlegten den Mythos von leichtfertig in - stitutionen abgeschobene, pflegebedurftige und/oder alte Menschen zusatzlich (z. B. Wahl/Wetzler 1998; Blinkert/Klie 1999; Schneekloth/Muller 1998; Stat. Bundesamt 2001). Nicht zuletzt durch die Einfuhrung der Pflegeversicherung selbst wurde die Bedeutung der Familie im Hinblick auf die soziale Integration sowie die emotionale und instrumentelle Unterstutzung alterer Menschen tra- parent. Es wird von einer eindeutigen Dominanz des familialen Hilfesystems in