Die Arbeit versucht, in kritischer Abklarung von Thesen, die die Sekundarliteratur im Umkreis der Frage nach Art und Moglichkeit der Interpretierbarkeit der kafkaschen Romane aufgestellt hat, die weltanschaulichen Optionen, die die Romane beinhalten, herauszuarbeiten. Dabei zeigt sich eine (formale) Kontinuitat von - psychisch fundiertem - privat-personlichem, kognitivem und eben auch dichterischem Verhalten, mit der Folge einer nur hypothetischen Prasenz weltanschaulicher Gehalte. Als in gleicher Weise in diese (formale) Kontinuitat eingebettet erweisen sich Ansatze zu einer formalen Ethik. Deren Ahnlichkeit mit existenzphilosophischen Positionen, die rein zu illustrativen Zwecken einbezogen werden, gibt Kafka als zeitgenossischen Teilhaber eines Denkens zu erkennen, welches Incertismus, fehlende weltanschauliche Inhaltsgewissheit, formal-ethisch zu kompensieren bzw. gegenzusteuern versucht. Vermieden sind im vorliegenden Ansatz zwei, die Kafka-Literatur kennzeichnende, zueinander kontrare Extremisierungen: Zum einen die Unterstellung einer definitiven, eindeutigen Weltanschauung; zum anderen die doktrinare Einschrankung der Betrachtung auf asthetisch-formale Gegebenheiten infolge einer vermeintlich rein asthetischen Ambition der kafkaschen Werke bzw. infolge eines vermeintlich Inhaltlichkeit aufhebenden paradoxen Denkstils Kafkas."