Dieses Buch ist Produkt meiner mehr als zehnjahrigen Auseinan- dersetzung mit den Problemen empirischer Forschung in den So- zialwissenschaften. Es wendet sich an Studenten, Kollegen und Praktiker in der Hoffnung, einen Besinnungs- und Diskussions- prozess zu foerdern uber den Stand sozialwissenschaftlicher Me- thodik in der Forschungspraxis. Es ist ein sehr kritisches Buch geworden, wenngleich ich mich bemuht habe, ausserst vor- sichtig und unpolemisch zu formulieren und meine steigenden Empfindungen von Sarkasmus und Resignation bei der Analyse empirischer Arbeiten und der Methodenpraxis in meiner scien- tific community nicht durch die Formulierungen sondern durch die Sache zu vermitteln. Mein Anliegen ist es, mit diesem Band den Leser sensibler zu machen gegenuber dem sozialwissenschaftlichen Unsinn, der un- ter Berufung auf scheinbar objektive (und damit intendiert: unantastbare) "Methoden" als wahre und kaum mehr zu hinterfra- gende Erkenntnis ausgegeben wird. Es soll gezeigt werden, wie stark Inhalt und "Methoden" tatsachlich miteinander verknupft sind und beide zusammen nur Sinn in einem diskursiven Prozess haben koennen. Der Unsinn beginnt also dort, wo sozialwissen- schaftliche Theorie von den "Methoden" getrennt wird - man sehe sich daraufhin die Gliederung der Universitatsveranstal- tungen oder die Konzeption von Verlegern und Herausgebern so- zialwissenschaftlicher Literatur an! - mit dem praktischen Erfolg (wie spatestens in Teil III deutlich werden soll), dass der sozialwissenschaftliche Sachverstand dort abgeschaltet wird, wo die "Methoden" beginnen. Mein Anliegen ist also dazu aufzurufen, (Sozial-)Wissenschaft wieder starker als diskur- siven Prozess zu begreifen, dessen Sinn und Fortschritt von einer starkeren Diskussion zwischen den Forschern abhangt.