Wer sich im digitalen Raum bewegt, wird permanent mit Bewertungen konfrontiert, aufgefordert, Bewertungen abzugeben oder wird selbst zum Gegenstand der Bewertung. Der vorliegende Band nimmt diese Beobachtung zum Anlass, Bewertungspraktiken und Bewertungsordnungen, die durch Digitalisierung in Bewegung geraten, zu untersuchen. Social-Media-Likes, Empfehlungsalgorithmen und Rankings, generative KI in der Kunst, digitale Assistenzsysteme in der Medizin, bei der Polizeiarbeit, im Journalismus und die digitale Transformation des öffentlichen Raums – diskutiert werden Formationen und Materialitäten digitaler Bewertung anhand aufschlussreicher empirischer Fälle und aktueller Literatur aus der Bewertungssoziologie. Wie erklären wir Unterschiede und Dynamiken zwischen und innerhalb von Bewertungsordnungen? Welche Gestaltungsspielräume werden in den Infrastrukturen der Bewertung eröffnet und/oder geschlossen? Der mit dem Sammelband angestrebte Vergleich digitaler Bewertungspraktiken soll einerseits dazu beitragen, mit diesen Fragen im Hinterkopf Gemeinsamkeiten und Spezifika digitaler Bewertung herauszuarbeiten; andererseits sollen die Kontextbedingungen reflektiert werden, die digitaler Bewertung ihre jeweilige Gestalt geben und durch digitale Bewertungspraktiken potenziell auch transformiert werden. Die Analyse der Dynamiken digitaler Bewertung soll zur Entwicklung einer geeigneten Theoriesprache beitragen, die der Pluralität, Diversität und Multiplizität von Logiken und Ontologien des digitalen Bewertens gerecht wird. Die im Band versammelten Forschungsarbeiten werden ergänzt Erfahrungsberichten aus der Praxis professioneller Bewertungsorganisationen ergänzt, die zusätzlich Licht auf Treiber und Dynamiken der Bewertung werfen.