1. Das Vorhaben Ach, hätte er doch nicht Philosophie, Juristerei und Medizin und dann auch noch Theologie studiert, jener berühmte, aber gescheiterte Student! Wäre er doch, anstelle in einem dunklen Keller Geister zu beschwören, hinausgegangen in Wald und Feld, in die Frische eines sonnigen Sommertages! Nicht der schwarzen Magie wäre er verfallen, sondern dem bunten Treiben der Natur, dem Geträller der Vögel, dem Plätschern eines Bachs, dem Rascheln der Blätter. Müßte nicht so einer, der dem tiefsten aller Geheimnisse nachstellt, am Ende eines Tages voll ausgedehnter Streifzüge und intimer Beobachtungen das Gefühl haben, seinem Ziel näher gekommen zu sein? Gewiß doch, zumindest für diesen einen Tag wäre seine Unrast gestillt und der Zwiespalt in seinem Herzen geheilt worden. Aber, zu seiner Zeit waren Natur und menschliche Erkenntnis noch nicht füreinander bestimmt. Erst im vorigen Jahrhundert gingen Logos und Bios eine überaus glückliche und fruchtbare Verbindung ein. Heute, keine 150 Jahre nach Darwins Buch über die Entstehung der Arten, verstehen wir nicht nur unsere Verwandtschaftsbeziehungen mit anderen Lebewesen, sondern auch, nach wel chen Regeln die Evolution erfolgte. Wir verstehen nicht nur einen beständig wachsenden Teil der Vorgänge, die in Lebewesen stattfinden, nein, wir können sie bereits planmäßig beeinflussen. Mittlerweile können wir gezielt neue Arten von Lebewesen herstellen, und dabei die natürlichen Wege der Fortpflanzung durch technische ersetzen. So entstehen neuartige Lebewesen, bei denen nicht mehr entschieden werden kann, ob sie nun Geschöpfe der Natur oder Produkte menschlichen Schaffens sind. Sie sind beides.