Das Klavier als "Alleskoenner" feierte in Europa ab dem spaten 18. Jahrhundert einen fulminanten Aufstieg. Seine Wirkung auf das burgerlich-politische Leben war tief greifend. Durch die vielseitige Einsetzbarkeit foerderte das Klavier massgeblich die Musikkultur in den politischen Herrschaftszentren London und Berlin. Im Sinne des erweiterten Bourdieuschen Kulturbegriffs orientiert sich die Untersuchung des Klaviers als Herrschaftsinstrument am oekonomischen, kulturellen und sozialen Kapital. Historisch anschaulich wird der Eintritt in die industrielle Gesellschaft und der UEbergang der Musik aus dem intimen Bereich der agrarischen Gesellschaft in eine breite OEffentlichkeit an den Fallbeispielen Broadwood und Bechstein beschrieben und interpretiert. Hierbei werden die Rollen der beiden Unternehmensgrunder detailliert beleuchtet, die als Promotoren eines wirkungsvollen Beziehungsdreiecks aus Produzenten, Kunstlern und Konsumenten fungierten. Mit der Klaviermusik in den beiden untersuchten Landern wurden bewusst Grenzen gezogen, um sozialen Gegensatzen eine kulturelle Legitimation zu geben.