Die Ermahnung zur Unterordnung unter die "Obrigkeit" in Roem 13,1-7 gehoert aufgrund ihrer Wirkungsgeschichte zu den umstrittensten Passagen im Corpus Paulinum. Erstmals wird hier der Text umfassend in den politischen Diskurs seiner Entstehungszeit eingeordnet. Aus literarischen, epigraphischen und numismatischen Zeugnissen arbeitet Stefan Krauter zentrale politische Themen der Herrschaft Neros heraus. Er analysiert die Stellung des Paulus und seiner Adressaten innerhalb des roemischen Herrschaftssystems. Darauf aufbauend werden die Aussagen von Roem 13,1-7 historisch verortet und interpretiert. Dabei zeigt sich, dass die verbreitete Einschatzung, Paulus reagiere mit dem Text pragmatisch auf ein aktuelles Problem in Rom mit der Anweisung zu politischer Zuruckhaltung, nicht richtig ist. Paulus legitimiert vielmehr Herrschaft grundsatzlich als von Gott zum Zweck der Durchsetzung des moralisch Guten eingesetzt. Dabei nimmt er zentrale Gedanken sowohl aus dem aktuellen politischen Diskurs seiner Zeit als auch aus der judischen Tradition auf. Der so interpretierte Text wird mit weiteren Aussagen des Paulus uber die roemische Herrschaft verglichen und zu zentralen Themen seiner Theologie in Beziehung gesetzt. Abschliessende UEberlegungen zu seiner aktuellen theologischen Relevanz zeigen, dass von ihm kein Weg zu einer heute verantwortbaren christlichen politischen Ethik fuhrt.