Inzwischen ist die DDR als sozio-politische, wirtschaftliche und auch pädagogische Wirklichkeit Geschichte. Für manchen entsteht sie allerdings erst jetzt, als nostalgische Rückerinnerung und projektive Neuerfindung. Umso wichtiger ist, sie zu erforschen und ihre Nachwirkungen zu bedenken. Das Erziehungssystem als System im System ist dabei von besonderem Interesse.
Thema der vorliegenden Studie ist eine rekonstruktive Untersuchung der Heimerziehung in der DDR als "System im System". Das gesamte Feld der DDR-Heimerziehung wird in seinen Fakten, Abläufen, Methoden, Zielsetzungen und internen Begründungen erfasst. Der Autor arbeitet die wesentlichen Entwicklungslinien heraus und analysiert Abhängigkeit und Autonomie von Erziehung und Heimerziehung im Gesamtsystem der DDR.
Dabei werden die widersprüchlichen Tendenzen im pädagogischen System prägnant herausgearbeitet, das von anti-modernem Modernismus, von sozialer Entdifferenzierung und Vereinheitlichung im Gesamtsystem wie in den Teilsystemen sowie von pädagogischem Moralismus und instrumenteller Methodik gekennzeichnet war. Andererseits wird die Leserin , der Leser auch mit einer durchaus individuell geprägten, originellen Praxis der Akteure konfrontiert, die sozusagen auf einer anderen Ebene als der offiziellen vorhanden war.