In vielen Teilen des Vorderen Orients, von Mauretanien und Marokko bis nach Pakistan, gibt es Stammesgesellschaften - soziale und politische Gruppierungen, die sich bewusst gegen die weitere Gesellschaft abgrenzen, der sie sich zugleich zugehörig fühlen.
Aufbauend auf der langjährigen empirischen Auseinandersetzung mit einer islamischen Stammesgesellschaft in Nordafrika, untersucht der Autor die Bedeutung tribaler Identitäten für ein historisches Verständnis der Gesellschaften des Vorderen Orients und kommt zu dem Schluss, dass solche Organisationsformen nur in ihrer Einbindung in umfassendere politische, historische und kulturelle Zusammenhänge verständlich werden. Nach einer einführenden vergleichenden Untersuchung islamischer Stammesgesellschaften schildert der Band eine empirische Fallstudie am Beispiel der Ethnographie eines marokkanischen Berberstammes und dessen Selbstsicht. Der Autor zielt auf ein vertieftes Verständnis tribaler Organisation und eröffnet zugleich der deutschsprachigen Anthropologie ein Themenfeld, das bislang kaum Beachtung gefunden hat.