Die Studie schreibt eine transatlantische Kulturgeschichte der Beziehungen zwischen Europa und Hispanoamerika an der Schwelle vom 18. zum 19. Jahrhundert. Am Beispiel der beiden Hauptwerke des neuspanischen Dominikanermönchs fray Servando Teresa de Mier (1763–1827) untersucht sie, wie hispanoamerikanische Schriftsteller der Sattelzeit geographische, kulturelle, gattungstheoretische und diskursive Grenzregime überschritten und dadurch nicht nur die politische Unabhängigkeit der spanischen Kolonien in Hispanoamerika vorbereitet, sondern auch deren literarische Unabhängigkeit ins Werk gesetzt haben.
Indem sie Miers Historia de la Revolución de Nueva España (1813) und seine sogenannten Memorias (1817–1820) mit vergleichbaren Werken von europäischen und hispanoamerikanischen Zeitgenossen in Beziehung setzt, gelingt ihr der Nachweis, dass der kreolische Autor bewusst kanonische Gattungsmuster aus Europa transformiert, um eine eigene „expresión americana" (J. Lezama Lima) zu begründen. Auf diese Weise leuchtet der Band nicht nur das Panorama emanzipatorischen Schreibens in der Zeit zwischen dem Ende der Kolonialzeit und der beginnenden Unabhängigkeit aus, sondern auch dessen Potential für die hispanoamerikanische Literatur des 20. und frühen 21. Jahrhunderts.