Auf der Grundlage umfangreicher Archivstudien wird die Entnazifizierung in Nordrhein-Westfalen untersucht. Damit wird ein Gegengewicht zur Wirkmachtigkeit der Untersuchungen zur US-Zone hergestellt. In diesem Kontext wird die eigenstandige britische Entnazifizierungspolitik aufgezeigt, sowie aus der Perspektive der politischen Parteien dargestellt, dass die Entnazifizierung weniger aus moralischen Erwagungen erfolgt, sondern um eigene Machtpositionen zu stabilisieren. Der Versuch, eine "kunstliche Revolution" (KPD/SPD) herbeizufuhren, scheitert am Widerstand der burgerlichen Parteien. Dem bislang unterschatzten Potential zur Selbstreinigung innerhalb der Verwaltungen wird Rechnung getragen. Insofern handelt es sich bei der Arbeit um einen Beitrag zur politischen Kultur mit einem Gegenwartsbezug in der These, dass eine heutige antifaschistische Haltung auch die Entwertung burgerlicher Traditionen zum Ziel haben kann.