Der Begriff des lyrischen -Ich- - gebrauchlich in der deutschen Literaturwissenschaft - weist auf eine Auffassung des Dichters hin, die den Verfasser des Gedichtes von der Person unterscheidet, die im Gedicht -Ich- sagt. Da sich nun in der Lyrik der zwanziger und dreissiger Jahre in China, die die Umgangssprache auch in die Dichtung einfuhrt, immer entschiedener ein -Ich- zu Worte meldet, untersucht die vorliegende Arbeit, wie dieses -Ich des Gedichts- strukturiert ist. Hierbei wird mit Methoden der vergleichenden Literaturwissenschaft gezeigt, dass in der chinesischen Poesie und Poetologie das -Ich des Gedichts- tendenziell eine weitgehende Identitat mit dem des Dichters aufweist. Die traditionelle, bis in die Moderne fortwirkende Auffassung, dass der asthetische Selbstausdruck sich im Rahmen der ethischen Normen bewegen musse, wird anhand einiger klassischer literaturtheoretischer Texte aufgezeigt."