Carl Heine (1819-1888) war der bedeutendste Organisator der Stadterweiterung Leipzigs in den 1840er- bis 1880er-Jahren. Ab 1843 schuf er die Westvorstadt als komfortables Wohnviertel, ab 1850 verwandelte er die Bauerndörfer Plagwitz und Lindenau in aufstrebende Industrieorte. Von seinem visionären Denken zeugt heute noch der rund zwei Kilometer lange Kanal in Plagwitz, dessen Verlängerung bis zur Saale einen Wasserweg nach Hamburg eröffnen sollte. Als Carl Heine starb, lebten statt der wenigen hundert Bauern rund 30.000 Menschen in Plagwitz und Lindenau. Firmen von Weltrang waren entstanden, die ihre Güter in alle Welt exportierten.
Obwohl der Name Carl Heines auch heute noch an vielen Stellen in Leipzig präsent ist, würdigt erst jetzt eine Biografie das Leben und Wirken des Industriepioniers. Ulrich Krüger (1924-2007), der die Industriegeschichte Leipzigs über drei Jahrzehnte intensiv erforscht hat, zeigt in dieser Biografie, wie Heine notwendige Voraussetzungen dafür schuf, dass Leipzig im 19. Jahrhundert weit über Sachsen hinaus in Europa und Übersee industrielle Geltung erreichen konnte. Er schildert die verschiedenen Stationen von Heines Lebensweg und erinnert auch an den Politiker, der seine Stimme gegen Behördenwillkür, für liberale Gesetze und zugleich für die soziale Verantwortung der Unternehmer erhob. Im Mittelpunkt steht jedoch die schöpferische Lebensleistung Heines, die weite Teile westlich der Altstadt bis heute prägt.