Die einhundertste Wiederkehr des Geburtstages Paul Ricœurs gab vielfältigen Anstoß, sich auf das Werk des französischen Philosophen zu besinnen, der mit seiner originellen Verknüpfung von Phänomenologie und Hermeneutik auch über die Grenzen seiner Disziplin hinaus Bedeutung gewann und noch heute besitzt. Der vorliegende Band geht dem Verhältnis nach, das zwischen Personen und Themen der evangelischen Theologie und der Philosophie Ricœurs besteht. Die Autoren nehmen dabei sowohl eine theologiegeschichtliche als auch eine dogmatisch-thematische Perspektive ein - und verknüpfen beide Sichtweisen methodisch. Paul Ricœur hat sich einerseits als strenger Philosoph verstanden, der seine Arbeiten ausschließlich mit philosophischen Argumenten beurteilt wissen wollte. Gleichzeitig hat er sich als evangelischer Christ bekannt und sich als solcher mit biblischen und theologischen Themen beschäftigt. Es ist eben diese Doppelrolle, die Ricœurs Philosophie auch für die evangelische Theologie von besonderem Interesse sein lässt: Sowohl für das hermeneutische Verständnis der Bibel als auch für zentrale Themen der Theologie wie Offenbarung, das Böse, das Verständnis der Geschichte. Der Band dokumentiert das intensive Gespräch, das vor allem jüngere Theologinnen und Theologen mit Paul Ricœur führen.