In Doris Konradis Roman "Fehlt denn jemand" spielt die Zeitgeschichte eine große Rolle: Juliane ist Theaterregisseurin und arbeitet an einem Stück über Ulrike Meinhof. Gleichzeitig kämpft sie mit dem Schweigen der Familie über die Vergangenheit ihres geliebten Großvaters. Doch nicht ihr, die die Wahrheit sucht, sondern ihrem Bruder gelingt es, das Geheimnis zu lüften. Justin, der mit seiner schwangeren Geliebten Nelly aus Amerika in Nellys Heimat, nach Amsterdam, zurückgekehrt ist, wird am Tage der Geburt seines ersten Kindes die Geschichte seines Großvaters erzählt. Doris Konradi schildert die Entwicklung des ungleichen Geschwisterpaares in ruhigem erzählerischen Fluss. Dabei gelingt es ihr, in dichter Folge Situationen zu schaffen, deren wechselvolle Stimmung die Stärke und Überzeugungskraft ihres Romandebüts ausmacht. "Fehlt denn jemand" steht in der Tradition des Familienromans, geschrieben mit dem Können einer Autorin, die genau weiß, wie man große Stoffe entwickelt.