Die Uckermark, seit alters her ein eher gering besiedeltes Gebiet, aber auch immer schon ein Ansiedlungsgebiet, teilt seit der Wende ihr Schicksal mit allen peripheren brandenburgischen Teilregionen. Eine Erwerbslosenquote von fast 30% führt zu heftigen demographischen Verwerfungen. Gut ausgebildete Facharbeiter mit ihren Familien, alleinstehende Frauen und die Jugend suchen woanders eine Chance. Darunter leiden die lokalen und regionalen Kulturformen; Schulschließungen oder das Ende von Dorfkonsum und Kneipe sind die Regel. Aber es gibt auch eine gegenläufige Siedlungsbewegung. Wo die Politik ganze Landstriche aufgibt, suchen andere nach Visionen für die schrumpfenden Regionen in Ostdeutschland: Idealisten, Aussteiger, Leute, die gerade in strukturschwachen Gegenden Freiräume und ihre Chance sehen, Menschen, die bereit sind, ihre Lebenskonzepte zu verändern, neudeutsch »Raumpioniere« genannt. Sie beleben aufgegebene und verwahrloste Immobilien und Grundstücke, teilweise ganze Dörfer, wieder neu, gründen ihre eigenen Schulen, Wohnprojekte, Kultureinrichtungen, Firmen und Fabriken. Dafür sind sie bereit, mitunter gravierende Abstriche an Kultur-, Struktur- und Wohnkomfort in Kauf zu nehmen. Roland Köhler hat rund fünfzig von ihnen photographiert und ausführlich zur Motivation ihrer Neuansiedlung befragt.