1. Auch heute noch ist die Meinung anzutreffen, die betriebswirtschaftliche Theo- rie sei eine esoterische Elfenbeinturm-Disziplin, die sich lediglich als Instrument zur Erklarung von Untemehmensablaufen, d. d. zur Befriedigung intellektueller Neu- gier verstehe. DemgemaB wird der Untemehmenstheorie vielfach eine praktisch orientierte Betriebswirtschaftslehre gegentibergestellt. Diese Polarisierung mag in der ersten Nachkriegszeit ihre Berechtigung gehabt ha- ben, als sich die Untemehmenstheorie erstmals systematisch etablierte. Denn in der Tat hat man damals, auf der von Wilhelm Rieger geschaffenen Tradition aufbau- end, den Sinn der Untemehmenstheorie in der Erkliirung von Unternehmensabliiu- fen gesehen. Aber vor 25 Jahren setzte in der Betriebswirtschaftslehre ein Umschwung ein: Man begann, die in der Untemehmenstheorie abgeleiteten Aussagen als Instrumente un- temehmerischer Entscheidungen zu betrachten. Der Leser denke nur an die groBar- tigen wissenschaftlichen Leistungen der 60er und 70er Jahre in der Herausarbeitung von linearen und nicht linearen Optimierungsmodellen. Damals hat sich auch der Ansatz einer betriebswirtschaftlichen Entscheidungstheorie herausgebildet - er wurde als normative Theorie der erklarenden Untemehmenstheorie zur Seite ge- stellt.