Entgegen den bisherigen Vorstellungen der Literaturwissenschaftler haben auch nach dem Barock bis hin zur Moderne die meisten Autoren von Novellen oder Romanen Prosadichtungen mit erkennbaren Bauplanen geschaffen. In der vorliegenden Arbeit wird an 29 Werken von 12 Autoren gezeigt, wie die Bauplane von Prosadichtungen aufgedeckt und exakt beschrieben werden konnen. Novellen und Romane von Goethe bis Thomas Mann wurden unter textrelevanten Aspekten in sinnzusammengehorige Abschnitte unterteilt und in diesen dann die Satze, Absatze oder Kapitel gezahlt. Auf diese Weise offenbarten sich in fast allen untersuchten Werken Bauplane mit in Zahlen fassbaren regelmassigen oder symmetrischen Strukturen. Es wird deutlich, dass die Bauplane nicht nur Zutat sind, sondern eng mit Textinhalt und -aussage zusammenhangen. Folglich muss die Meinung von der Formlosigkeit bestimmter Dichtungen revidiert werden. Ausserdem sind Konsequenzen fur die Textedition zu ziehen."