Jäger werden zu Gejagten und nichts bleibt wie es war. Ein irrwitziger Reigen im Identitäten und Intrigen . Berlin ist in aller Munde, und Berlin-Romane boomen seit geraumer Zeit. Doch das Berlin, in das uns Almut Klotz und Christian Dabeler entführen, ist weder eine coole Szenestadt noch ein Kneipenparadies. Es ist ein Moloch. Ein abgründiges Labyrinth, in dem sich die Menschen fremd einander gegenüberstehen. Der eigene Name zählt in dieser Welt nicht viel. Die Protagonisten legen daher gerne mal einen falschen Namen an. Der Blick, den die Autoren durch die Augen ihrer Protagonisten auf die Stadt werfen, ist sarkastisch, zugleich aber auch traumhaft versponnen: In einem Plot aus Verfolgern und Verfolgten traut keiner dem anderen, aber auch niemand mehr der Realität. Real erscheint nur noch das Geschäft mit dem intensiven Erlebnis. Kein Wunder, dass die beiden Protagonisten einander erstmals in einer Agentur begegnen, die käufliche Erinnerungen anbietet - der "Agentur für Schlüsselszenen". In diesem philosophischen Berlin-Thriller geht es um verlorene, angeeignete und noch nicht gefundene Identität, um Unbehaustheit im Sinne Alfred Döblins: Den Menschen ist ihre eigene Umgebung fremd. Das ist nicht die Welt eines Herrn Lehmann, der sich in einer dorfähnlichen Enklave eingerichtet hat. Die Welt in "Aus dem Leben des Manuel Zorn" ist böse.