Die Tenture des Indes gehört zu den berühmtesten Wandteppichfolgen des Barock. In einer umfassenden Schau widmen sich Wissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen den Tapisserien, die eine exotische Bilderwelt entfalten. Sie entstanden auf Anregung von Johann Moritz von Nassau-Siegen, Gouverneur der niederländischen Kolonie in Nordost-Brasilien (1637–1644), der zahlreiche Künstler und Gelehrte um sich scharte. Die vor Ort geschaffenen Skizzen dienten Albert Eckhout als Grundlage für Kartons, die Johann Moritz 1679 dem französischen König verehrte. Nach diesen Kartons wiederum ließ Ludwig XIV. ab 1687 in der Manufacture Royale des Gobelins acht Serien mit jeweils acht Wandbehängen weben. Und ein halbes Jahrhundert später fertigten die Weber die Nouvelles Indes nach neuen Vorlagen von Alexandre-François Desportes. Der Band analysiert, erweitert und systematisiert die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte der beiden Wandteppichfolgen. Unter Berücksichtigung von Vorläuferzeichnungen sowie verschollen geglaubten Tapisserien untersuchen Beiträge die naturgetreuen Darstellungen der farbenprächtigen Flora und Fauna auf den Wandteppichfolgen und entschlüsseln die Bedeutung der fremdartigen Objekte.