Der Befund steht sicherlich ausser Frage: Die bundesdeutsche Literatur der 80er Jahre ubte sich in politischer Enthaltsamkeit. Statt jedoch in der Analyse diese Befundes neuerlich an die Kontroverse anzuknupfen, ob Literatur uberhaupt politisch sein durfe oder ob sie es gar sein musse, beschreitet die vorliegende Arbeit einen anderen Weg. An den verschiedenen poetologischen Reflexionen von Adorno bis zur Postmoderne wird nachgewiesen, dass immer dort ersichtliche Widerspruche in der Argumentation zutage treten, wo das spezifische Verstandnis von der Funktion der Literatur als ihre allgemein zwingende (un-)politische Aufgabe dargelegt wird. In den Einzelanalysen zu Grass' -Die Rattin-, Lenz' -Exerzierplatz- und Walsers -Brandung- wird dargestellt und kritisch beleuchtet, wie sich 'Entpolitisierung' in den jungeren Werken der bislang als -engagiert- bekannten Autoren aussert: in der Reduktion aller gesellschaftlich bestimmten Konflikte und Missstande auf anthropologische Grundgestimmtheiten bzw. in der Ruckfuhrung aller individuellen Probleme auf Probleme der Individuen mit sich selbst."