Die Veröffentlichungen der PISA-Ergebnisse haben auch in der Jugendhilfe eine rege Bildungsdebatte ausgelöst, in der die Leistungen der Jugendhilfe als Bildungsleistungen thematisiert werden. Eine genauere Betrachtung macht aber deutlich, dass zentrale Aspekte in der Bildungsdiskussion lediglich auf theoretisch-konzeptioneller Ebene verhandelt werden. Ob die non-formalen Strukturbedingungen der Jugendhilfe tatsächlich bildungsförderlich sind und in der Jugendhilfe Bildungsprozesse angestoßen werden, ist bislang nicht empirisch nachgewiesen.
In dieser explorativen Studie wird eine bildungstheoretische Heuristik entwickelt und anhand zweier Fallanalysen aufgezeigt, wie biographische Veränderungsprozesse von Jugendlichen in Schulverweigererprojekten als Bildungsprozesse beurteilt werden können. Das hier entworfene Verständnis von Bildung bietet eine Grundlage für ein erweitertes Bildungsverständnis der Jugendhilfe. Die entwickelte Bildungsfolie kann für eine Theorie reflektierende Jugendhilfepraxis ein Instrument darstellen, um das eigene Bildungshandeln zu qualifizieren.