Spannung gehoert zu den Hauptkriterien bei der Beurteilung von Erzahltexten. Was Spannung ist, darunter kann sich jeder intuitiv etwas vorstellen. Schwierig wird es jedoch, wenn man Spannung intersubjektiv definieren will. Die Literaturwissenschaft hat sich daher mit der "Spannungsforschung" bisher schwer getan. Psychologie und Kommunikationswissenschaft hingegen haben das Phanomen seit den 1980er Jahren empirisch erforscht. Die Studie wendet deren Ergebnisse beispielhaft auf die Reiseromane von Jules Verne an und versucht der Analyse literarischer Spannung damit eine neue Perspektive zu eroeffnen. Spannung erweist sich dabei als eine komplexe Erzahlstrategie, die von bestimmten Figurentypen, Zeitstrukturen und inhaltlichen Bedingungen abhangt. Das umfangreiche Werk Vernes wird an ausgewahlten Texten spannungstechnisch interpretiert, kategorisiert und beurteilt. Dabei wird auch versucht, fur die unterschiedlichen Erzahlstrategien, die dabei zum Vorschein kommen, eine angemessene Terminologie zu entwickeln.