Der Dialog zwischen der römisch-katholischen Kirche und den Kirchen der Reformation befindet sich, nach Meinung der erheblichen Mehrheit der Beobachter, in einer schwierigen Lage. Im Zentrum der Debatte liegt die Frage nach den unterschiedlichen Modellen der christlichen Einheit. Dieses Problem findet bekanntlich seine Zuspitzung in der Behauptung Roms, die Kirchen der Reformation seien keine Kirchen "im eigentlichen Sinne". Die in diesem Band versammelten Aufsätze stellen einen Versuch dar, diese Problematik anhand des Erbes des 2. Vatikanums und seiner ökumenischen Rezeption zu hinterfragen, und zwar im Kontext der heutigen religiösen und weltanschaulich pluralistischen Gesellschaft. Acht Theologen beider Konfessionen, aus verschiedenen Ländern Europas stammend, beschäftigen sich mit den unterschiedlichen Aspekten der Fragestellung. Unter anderem wird die eigentliche Rezeptionsgeschichte des Konzils behandelt, sowie Einsichten zur Debatte über die Modelle der kirchlichen Einheit geliefert. Im Vordergrund stehen die ekklesiologischen Implikationen vom § 8 der Konzilskonstitution Lumen Gentium und ihre Wirkungsgeschichte. Die Autoren konzentrieren sich in ihrer Untersuchung teils auf einige Aspekte der gegenwärtigen katholischen Theologie und deren Auswirkungen auf den Dialog der Kirchen, teils heben sie die ökumenischen Züge der "vorpäpstlichen" Theologie Joseph Ratzingers hervor. Zudem wird die ökumenische Lage im Kontext des interreligiösen Dialogs analysiert und eine Auswertung der Debatte und der möglichen Entwicklungen aus der Perspektive einer evangelischen Diasporakirche präsentiert.Die Reihe Rom und Protestantismus - Schriften des Melanchthon-Zentrums in Rom wird von den Verlagen Mohr Siebeck (Tübingen) und Claudiana (Turin) gemeinsam verlegt.