Politische Diskussionen in modernen Demokratien finden vor dem Hintergrund einer Pluralisierung von Lebens- und Werthaltungen statt. Kompromisse mussen auch dort gefunden werden, wo starke und grundsatzliche Wertungen einander entgegenstehen - so etwa in der Debatte um die Forschung an menschlichen embryonalen Stammzellen, in der die Forderung nach einem unbedingten Wurdeschutz fur den menschlichen Embryo und die Forderung nach Forschungsfreiheit und Entwicklung neuer Therapien scheinbar unvermittelbar sind. Kulturell tief verwurzelte Anschauungen und religioese Traditionen sind beruhrt und nehmen auch in sakularen Staatswesen Einfluss auf die Debatte und ihre Ergebnisse. In diesem Band werden die Debatten um die Stammzellforschung in verschiedenen europaischen Landern untersucht, um den kulturellen und religioesen Pragekraften in der politischen Auseinandersetzung im Vergleich auf die Spur zu kommen. Neben Deutschland und Grossbritannien liegt der Schwerpunkt hier auf den ost- und sudosteuropaischen Landern (Polen, Tschechien, Rumanien, Turkei), deren Debattenlagen hierzulande weniger bekannt sind, aber auf europaischer Ebene zunehmend an Einfluss gewinnen durften.