Unter den Erkrankungen des Ruckenmarks nehmen die durch Gefass-und Durchblutungsstoerungen bedingten einen bedeutenden Rang ein. Nach einer langeren Zeit, in der sich das Tagesinteresse der Neurologie anderen Proble- men zuwandte, erleben wir heute die erneute und verstarkte Zuwendung des Interesses der Kliniker und Physiologen zu diesem Gebiet, nachdem neue mor- phologische Analysen etwa seit 1950 den Boden fur eine umfassende Neu- bearbeitung vorbereiteten. Der Ruckenmarksanteil des ZNS verhalt sich in wichtigen Stucken seiner Zirkulation anders als der Gehirnanteil des ZNS. Die Vaskularisation in ihrer Beziehung zu den grossen Koerpergefassen, die pathophysiologischen Muster in ihrer Abhangigkeit von den funktionell-ana- tomischen Gegebenheiten (Endstromgebiete, Grenzzonen) und nicht zuletzt die Reaktionen der Gefasse selbst sind von denen des Gehirns in gewisser Hin- sicht verschieden und erfordern daher eine besondere Betrachtung. Die Defi- nition der verschiedenen Lasionsqualitaten bei gefassbedingten Stoerungen und ihrer pathogenetischen Konstellationen wurde aber nicht nur eine wichtige Bereicherung der Zirkulationspathologie bedeuten, sondern koennte zugleich den gegenwartigen klinischen Bestrebungen in Richtung auf eine fundierte Differentialdiagnose der Ruckenmarkserkrankungen eine Grundlage geben. Ansatze zu dieser Entwicklung, hinter der die Aussicht auf eine rationale Therapie bestimmter Stoerungen steht, sind bereits vorhanden.