Kaum eine Erfahrung dürfte ein bündigeres Resümee der Befindlichkeiten der Gegenwartskultur, ihrer Verunsicherungen und Verlockungen, ihrer Erwartungen und Zweifel geben als jene des Schwindels, in der Angst und Lust nah beieinander liegen und Taumel und Täuschung zweideutig ineinander spielen.
Folgt man dem Schwindel als einem Leitsymptom der kulturhistorischen Diagnose, so stößt man in den ästhetischen und wissenschaftlichen Diskursen, in denen Schwindelerfahrungen zumal in den letzten zwei Jahrhunderten thematisiert und inszeniert wurden, auf jene irritierenden Herausforderungen an den Gleichgewichtssinn moderner Subjekte, die den Weg der Modernisierung von ihren emphatischen Anfängen bis zur Enttäuschung in der Posthistoire begleitet haben.
Dieser Band versammelt Annäherungen an vielfältigen Schwindelphänomene aus der Sicht der Medizin, der Kulturgeschichte, der Literatur- und Filmwissenschaft.