Kleists lange als unspielbar verworfene Tragoedie Penthesilea zeigt in besonderem Masse die Unabdingbarkeit der theoretischen und methodologischen Reflexion und ruft zu einer bestandigen Revision tradierter Deutungsmuster auf. Mit Hilfe der poststrukturalistischen Ansatze der Dekonstruktion und der Systemtheorie, Blumenbergs Metaphorologie und Homanns Konzept der heautonomen Autopoiesis wird das Theorem der dekonstruktiven Autopoiesis entworfen. Dieses nicht-idealistische Selbstreflexionsmodell von Literatur nutzt erstmals Kleists Einsicht in die Haltlosigkeit jeder positiven Setzung, in welche die Reflexion das Subjekt sturzt, fur die Analyse der autopoietischen Konstruktion des Stuckes. Denn die Destruktion des Koerpers im Zuge seiner symbolischen Aneignung fuhrt, analog zur De- und Rekonstruktion der naiven Vorbilder sentimentalischer Literatur, zu einem neuen Sprach- und Literaturbegriff.