Die Vortrage zur italienischen und spanischen, franzosischen und mexikanischen Literatur spiegeln die nicht zuletzt mit der Wahl unterschiedlicher Epochen und Gattungen implizierte Aspekten- und Funktionsvielfalt des Mythos wider: die asthetische Legitimation als Sinnmythos im Ubergang von Renaissance und Barock, die Funktionalisierung als Legitimationsmythos im Spannungsfeld zwischen postromantischer Ernuchterung und neoromantischer Ontologisierung oder schliesslich die ambivalenten Entmythifizierungen zur Zeit der Postmoderne. Die Mehrdeutigkeit des Begriffs Mythos - als Erzahlung antiker oder nationaler Traditionen, als institutionalisierte Rede oder Kollektivvorstellung - wird daruber einmal mehr sichtbar. Dabei erscheinen Mythen als Fiktionen, die ihren fiktionalen Charakter nicht verbergen konnen oder wollen, deren Lebendigkeit gerade im asthetischen Spiel - wie hier in Gedicht, Roman oder Essay - zur Anschauung kommt."