Der Reisebericht stellt eine Textsorte dar, die von der Literaturkritik gegenwärtig eine Aufwertung erfährt, was eine Beschäftigung mit den im deutschen Sprachraum kaum rezipierten Amerika-Reiseschriften des italienischen Autors und Journalisten Guido Piovene (1907-1974) rechtfertigt.
Die Studie versteht sich als Versuch zu demonstrieren, daß den Texten maßgebliche Kriterien der Literarizität innewohnen. Der Vergleich des narrativen Werkes mit den aus den 50er Jahren stammenden Berichten ergibt frappante Ähnlichkeiten in der Gestaltung der konstruierten Räume. Sowohl in den Romanen als auch in den Reiseschriften zieht der Beobachter bei der Interpretation kultureller Alterität vorgeformte Bilder fast automatisch heran, was bedeutet, daß räumliches Modellieren den Aufbau von kulturellen Modellen konstant mitträgt, und subjektive Bilder eine in die Fremde getragene eigene Welt perpetuieren.