Was geschieht mit der Stadt und dem urbanen Leben in Kriegszeiten? Dass Städte vom Krieg nie unberührt waren, ist offensichtlich, doch ist es ein Merkmal kriegerischer Gewalt spätestens ab 1914, dass die Grenzen der Front sich auflösen und zwischen der "Heimatfront", dem eigentlichen Kriegsgeschehen und dem Nachkrieg ein Kontinuum entsteht. Wie gestaltet sich unter diesen Bedingungen die kulturelle Produktion – zwischen privatem Notat und öffentlichem Auftritt, zwischen Zensur und propagandistischer Instrumentalisierung? Welche Art von Literatur entsteht in dieser Situation, und welche Art von Literatur reflektiert sie im Rückblick? Auf welche Weise wird die Stadt zum ideologischen Schlachtfeld – nicht zuletzt auch im Ringen um den Entwurf einer Nachkriegskunst und -gesellschaft? Wie unterscheiden sich Großstädte, die während des Kriegs okkupiert sind, von solchen, die nah, und solchen, die fern dem Kampfgeschehen liegen? Wie wirkt sich die Kriegserfahrung, die an vielen Orten nach Kriegsende in Bürgerkriegszustände übergeht, auf die urbane Kultur der Nachkriegszeit aus? Solchen Fragen gehen die Beiträge dieses Bandes in einer vergleichenden europäischen Perspektive für die Zeit von 1914 bis 1945 nach.