Hannah Arendt: Eine Radikal-Konservative lenkt den Blick auf die Charakterzüge und wissenschaftlichen Leistungen einer äußerst komplexen Ikone. Das Schreiben über Arendt zeigt exemplarisch, wie stark Leben und akademische Tätigkeit stets miteinander verwoben sind. Dieses Buch ist ein Versuch, den Kontext, in dem ihre Arbeiten entstanden, mit dem Gehalt ihres Denkens zusammen zu bringen. Es versteht sich primär als eine Antwort – sowohl auf das anhaltende Interesse an Arendts Werk als auch auf die bitteren und manchmal emotionalen Angriffe von Seiten ihrer härtesten Kritiker. Es konturiert Arendts einzigartigen Beitrag zur politischen Philosophie und ihre wissenschaftliche Leidenschaft sowie die Vielfalt ihrer Schriften über Themen von öffentlichem Interesse und über philosophische Grundfragen. Arendt war eine Feministin, kämpfte für und schrieb über jüdische Anliegen und wurde dafür von jüdischen Autoren verachtet und geschmäht. Sie stellte die deutsche Sprache und Tradition über alle anderen, und doch ist sie als erbitterte Gegnerin der Nazis und ihres tödlichen Totalitarismus bekannt.
Hannah Arendts Entwicklung lehrt uns etwas über die Beschaffenheit des menschlichen Geistes. Ihre Schriften befassen sich auf interessante und sogar spannende Weise mit unserem politischen Universum. Jene unter uns, die sich mit einer einzigen Tradition oder Kultur identifizieren, können das Problem des Relativismus vielleicht umgehen, nicht aber das des Absolutismus. Horowitz zeigt uns Lesern vor allem, was wir von Arendt über diese uralte Spannung zwischen Traditionen, Kulturen und Systemen lernen können. Arendts Sinn für Nuancen macht sie zu einer hochinteressanten Persönlichkeit innerhalb der Ideengeschichte des 20. Jahrhunderts und bietet Ansatzpunkte für Kontroversen, die noch weit in das 21. Jahrhundert hinein reichen.