Die kontinuierliche Verehrung Dorotheas von Montau (1347-1394) fand in Preussen, Schlesien, Bohmen, Bayern und Osterreich ihren facettenreichen literarischen Niederschlag. Basis dafur waren die von Johannes Marienwerder und Nikolaus Humilis verfassten Dorotheenschriften. Zum ersten Mal werden alle deutschsprachigen mittelalterlichen Handschriften und Inkunabeln einer grundlichen Autopsie unterzogen. Die Verfasserin interpretiert das durch neu aufgefundene Handschriften erweiterte Textcorpus und vergleicht die deutsche "Vita" mit der "Vita Latina" und dem "Septililium." Die herausgefilterte Mystik Dorotheas findet ihre kulturhistorische Einordnung und nahere Bestimmung als eine Mystik, die in der "vita activa" der Elisabeth von Thuringen und Hedwig von Schlesien wurzelt und sich im kontemplativen Moment Gertruds der Grossen und Mechthilds von Hackeborn zur grossartigen Braut- und Passionsmystik entfaltet. Ihre Marienverehrung nimmt mystische Dimensionen an und entwickelt sich zur Mariennachfolge, wie sie in ahnlich herausragender Form nur von Agnes von Bohmen bekannt ist. Die Beeinflussung ihrer Liebesmystik durch Mechthild von Magdeburg dokumentieren die 36/37 Namen der Liebe. Die Blute ihres mystischen Erlebens erfahrt Dorothea durch den Einfluss einer speziell in Osteuropa sich herausbildenden Beichttradition."