Die soziale Unrast unserer Tage hat sich eine eigene Sprache zu- gelegt: Der revolutionare Jargon der Gegenwart gibt sich, wie dies kiirzlim M. Rainer Lepsius bemerkte, soziologisch oder wird doch als solmer empfunden. Es haufen sich die Soziologismen im Umgang mit gesellschaftlichen Fragen. Eine Fachsprame, die sich eigentlich nom nimt allgemein zu etablieren vermomte, wurde bereits zum Ritual. Es wird deshalb mit Begriffen hausiert, die eher verdunkeln als erhellen. Vollends unwissenschaftlich gibt sie sich in ihrer Paro- lenhaftigkeit, zu der sie mi braucht wurde. Parolen allenfalls eignen sich fiir politische Erweckung, nicht aber fUr wissenschaftliche Ent- deckung. Mi verstandnisse, gewollt propagierte und ungewollt provozierte, haben die moderne Sozialwissenschaft stets begleitet. Nur scheint, da heute die leise aber eindringlime Spracl1e der echten Wissenschaft im Jahrmarkt der Gefiihle und Aufwallungen unterzugehen droht. Die wissenschaftliche Arbeit leidet an unechten Fragen, mit denen besonders die Sozialwissenschaftler in durchaus repressiver Art iiber- smiittet werden. Was also ist das Geschaft des Sozialwissenschaftlers? Das wissen- schaftlime Bemiihen: Die Sume nach Erklarung. Er hat Soziales zu erkHiren. Indem er erklart, legt er alIen faIls den Grund zur Veran- derung. Er kann und solI indes nicht verandern ohne Erklarung, sonst verHi t er das Feld der Wissenschaft. Es ist zwar durchaus legitim, die Wissenschaft zu verlassen und etwa Politiker zu werden, nur ist von vorgetauschter Wissenschaftlichkeit zur falschen Zeit am falsmen Ort abzusehen.