1m ersten Teil seines Buches stellt George Caspar Homans seinen soziologischen Fachkollegen die Frage: "Welches einzige generelle Urteil tiber menschliches Ver- halten haben wir bisher tiberhaupt aufgestellt?" Mit anderen Worten, ist es der Soziologie gelungen, tiber die Art, in der Menschen handeln, auch nur eine Aussage zu machen, auf die man sich unter allen, auf sie zutreffenden Umstanden verlassen kann? Hat sie eine theoretische F ormulierung allgemein deskri ptiven Charakters hervorgebracht? Wenn man bedenkt, daB sich die Soziologie mit dem Studium der in Gesellschaft lebenden Menschen befaBt, so muB diese Frage erschrecken, ebenso wie Homans' Eingestandnis, daB sie mit "nein" zu beantworten ist. Da Frage und Antwort fUr das Verstandnis der Absichten seines Buches eine Schltisselstellung einnehmen, mag der Versuch vielleicht angebracht sein, genau zu sagen, was er mit ihnen meint. Er hat dabei - fUr die ferne Zukunft und als Ergebnis vielen Forschens und Denkens weit tiber sein Buch hinaus - eine generelle Theorie im Auge, die auf die Gesell- schaft so anwendbar ist, wie jede allgemeinwissenschaftliche Theorie auf die Daten ihres Gegenstandsbereiches. Die Bedeutung einer solchen Theorie liegt auf der Hand: sie besteht aus den generellen Aussagen, welche die GleichfOrmigkeiten for- mulieren, deren Entdeckung sich die Wissenschaft zur Aufgabe setzt, und die die Ergebnisse aus Untersuchung und Experiment anwendbar, die Voraussage moglich machen und zur Anregung, Anleitung und Dberprtifung weiterer Forschung dienen.