Wahrend des 16. und 17. Jahrhunderts kam es in den slavischen Landern Nordosteuropas zu einem regen Kulturaustausch, der auch in der Entwicklung der Sprachen seinen Ausdruck fand. In dieser Arbeit wird gezeigt, dass es nicht nur im Bereich des Wortschatzes zu Interferenz- und Lehnprozessen kommt, sondern auch auf der Ebene des Satzbaues. Wesentliche Innovationen im russischen und russisch-kirchenslavischen Satzbau sind zuerst in einer bestimmten Schicht von Texten, namlich in Ubersetzungen aus dem Polnischen, Ukrainischen und Weissrussischen oder aber in Werken zwei- oder mehrsprachiger Autoren, bezeugt. Diese Innovationen dringen erst etwa um 1700 auch in echtrussische Texte ein. Es fallt auf, dass syntaktische Neuerungen in der historischen Syntax oft mit Belegen nachgewiesen werden, die auch prainnovativ interpretiert werden konnen. Nach der Ausscheidung dieser Scheinbelege ergibt sich ein aussagekraftiges Bild von der Distribution syntaktischer Interferenzen im Korpus des spaten Mittelgrossrussischen. Damit scheint der Beweis erbracht zu sein, dass es sich bei den in Frage stehenden Innovationen im Satzbau um Fremdgut handelt."