Emy Roeder (1890–1971) war eine der profiliertesten Bildhauerinnen des 20. Jahrhunderts. In bemerkenswerter Konsequenz entwickelte sie anhand nur weniger Themen eine ganz eigene figürliche Bildsprache, die vom Naturvorbild ausgehend zu einer immer stärkeren Stilisierung führte. Zeit ihres Lebens suchte Roeder das Essenzielle des menschlichen und kreatürlichen Daseins in ihren Werken zu fassen: innere Ruhe und Kraft, Zartheit, Liebe und Bedürfnis nach Schutz, aber auch tiefe Einsamkeit. Trotz des meist kleinen Formats strahlen ihre weiblichen Akte und Gewandfiguren, ihre Gruppen von Freundinnen und Geschwistern ebenso wie ihre Tierskulpturen eine selbstverständliche, ausgewogene Präsenz aus, die den Betrachter gefangen nimmt. Der Katalog gewährt einen Überblick über Emy Roeders bildhauerisches Gesamtwerk von den frühen expressiven Arbeiten bis zu den eindrucksvollen, von Reisen nach Afrika inspirierten Figuren der späten Jahre. Dabei stehen die Plastiken in einem spannungsvollen Dialog mit den Zeichnungen der Künstlerin, die sie weniger als Modellskizzen denn als eigenständige Kunstwerke verstand.