Denken in Bildern? Hatte die uberwaltigende Fulle von Bildern, von Vergleichen und Gleichnissen aus allen Bereichen des antiken Wissens, noch bis ins 18. Jahrhundert zur Beliebtheit von Plutarchs Schriften beigetragen, so galt sie seit der Aufklarung eher als Zeichen mangelnder Seriositat und gedanklicher Stringenz. Rainer Hirsch-Luipold zeigt demgegenuber, wie Plutarch Bilder und Bildfelder als Teil einer besonderen philosophischen Darstellungsform begreift. Die umfassende Struktur des Bildhaften wird aus seiner Verwendung des griechischen Begriffs eikon deutlich. Unter diesem Begriff verbindet der Mittelplatoniker und delphische Priester Phanomene der darstellenden Kunst (Statue, Gemalde, Siegelabdruck etc.) und der Sprache (Gleichnis, Allegorie, Metapher, Ratselwort etc.) mit einer philosophischen Sicht der Welt als Abbild und Widerschein einer hoeheren goettlichen Realitat. Neben Untersuchungen zur Rezeption von darstellender Kunst und zur Terminologie bildhafter Sprache bietet die Arbeit ausfuhrliche literarische und philosophische Interpretationen der Bildersprache ausgewahlter Schriften. Rainer Hirsch-Luipold interpretiert die Bilder als Teil der philosophischen Gedankenfuhrung, eroeffnet so den Blick auf die philosophische und religionsgeschichtliche Bedeutung Plutarchs und fuhrt zugleich ein Instrument zur Analyse des Aufbaus und der Struktur seiner Schriften vor. Aufgrund ihrer religioesen Farbung wird die Bildersprache Plutarchs zudem als pagane Parallele zur gleichzeitig entstehenden Gleichnissprache des Neuen Testaments interessant.