Klassischer Geist in Goethes «West-Oestlichem Divan»
Der West-oestliche Divan wird als Ausdruck des asthetischen und philosophischen Denkens der Weimarer Klassik verstanden. Versinnlichung und Vergeistigung, Realitatsflucht und Realitatskritik entsprechen dem klassischen Dualismus von objektiv-materieller und subjektiv-idealer Welt. Die Verganglichkeit des Lebens wird durch geistige 'Verjungung' in die Ewigkeit der Kunst uberfuhrt. Goethes ironische Symbolik lasst im Begrenzten das Unbegrenzte, im Wandelbaren das Ewige aufscheinen, aber im Unterschied zum kritisierten 'Propheten' nicht mit dem Anspruch auf litterale Faktizitat, sondern als sich selbst offenbarender asthetischer Schein. Individualitat und Absolutheit, Relativitat und Allgemeingultigkeit kommen so in ein klassisches Gleichgewicht. Alles Orientalische und Islamische dient als poetische Maske diesem Zweck.