Wir leben in einer Welt, die zutiefst geprägt ist durch die rechtlichen, ideellen, ökonomischen und kulturellen Traditionen und Parameter der "bërgerlichen Gesellschaft". Diese trat seit dem 18. Jahrhundert sukzessive an die Stelle der feudal-ständischen Ordnung der Vormoderne, und hat auch die ideologischen Herausforderungen von rechts und links ëberdauert. Aber das öffentliche Bewusstsein ëber dieses grundlegende Fundament unserer politisch-sozialen Ordnung entspricht keineswegs seiner ungebrochenen Bedeutung. Der Band enthält den ersten vergleichenden Rëckblick auf die drei großen Bërgertumsprojekte der 1980er Jahre, welche die historische Forschung seither nachhaltig beeinflusst haben. Diese waren auf das 19. Jahrhundert konzentriert, sie prägen die Bërgertumsforschung bis heute. Erweitert hat sich die historische Forschung seither in Richtung kultureller Faktoren, dem entsprechen Beiträge zur Vergesellschftung und Lebensfëhrung. Zweitens präsentiert der Band Studien zu den Brëchen, Transformationen und Kontinuitäten bërgerlicher Lebensweisen im 20. Jahrhundert, angesichts der Herausforderungen durch den Sozialstaat, die politischen Gegenutopien, die Pluralisierungszumutungen der Moderne. Den Band schließen vier Beiträge zur Begrifflichkeit und Lebenswelt von Mittelklassen außerhalb Europas - in der Erwartung, dass Wissen ëber europäische Traditionen "bërgerlicher Gesellschaft" der Diskussion ëber "global middle classes" befruchten wird.
Contributions by: Thomas Fröhlich, Marcus Gräser, Dieter Hein, Isabel Heinemann, Dieter Langewiesche, Thomas Mergel, Werner Plumpe M.A., Tino Schölz, Reinhard Schulze, Hartmann Tyrell, Philipp Wagner, Clemens Albrecht, Reinhard Blänkner, Christof Dejung, Bernhard Dietz
Series edited by: Manfred Hettling, Paul Nolte