In der Mark Brandenburg fanden von 1540 bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts mehrere allgemeine Kirchenvisitationen statt. Ausgelöst wurden sie durch die Ausbreitung der Reformation, wobei anfangs das Interesse des Kurfürsten an der Sicherstellung des bisherigen kirchlichen Eigentums im Vordergrund stand; hinzu kamen die Durchsetzung einer neuen, lutherisch geprägten Kirchenordnung bzw. – mit fortschreitender Verfestigung der Konfessionen – die Bekämpfung calvinistischer Einflüsse. Die dabei entstandenen Aufzeichnungen dokumentieren erstmals und mit dem Anspruch auf Vollständigkeit annähernd flächendeckend die kirchlichen Rechts- und Besitzverhältnisse, das Personal (Pfarrer, Kapläne, Küster, Organisten u.a.) und seine – in hohem Maße agrarisch geprägten – wirtschaftlichen Lebensgrundlagen, die Gebäude (Kirchen, Pfarr- und Küsterhäuser) und ihre Ausstattung, die Existenz von Hospitälern und Schulen sowie die umfassende reformatorische Neuregelung des religiösen Lebens, des städtischen Bildungswesens und der Armenversorgung.