Im Zentrum des Werkes von Michael Oakeshott (1901-1990) steht die Frage nach der Vernunft der Praxis und der Praxis der Vernunft. Diese klassische Frage der praktischen Philosophie, die heute im Hintergrund verschiedener Debatten in Philosophie und Politikwissenschaft steht, leitete Oakeshott in seiner Auseinandersetzung mit der Politik in modernen Gesellschaften. Seine Position formulierte er dabei im Dialog mit den großen Denkern der Vergangenheit ebenso wie im Gespräch mit zeitgenössischen Gelehrten. Dabei spielte die Rezeption von deutschsprachigen Denkern eine zentrale Rolle. Die in dem Sammelband vereinigten Beiträge von Oakeshott-Forschern aus aller Welt thematisieren im ersten Teil des Buches Oakeshotts Praxisbegriff, widmen sich im zweiten Teil Oakeshotts Verhältnis zum Denken deutscher Zeitgenossen wie Hannah Arendt, Hans-Georg Gadamer, Georg Simmel oder Leo Strauss und diskutieren im dritten Teil schließlich aus einer von Oakeshott angeregten Perspektive politische und gesellschaftliche Problemfragen der Gegenwart. Der vorliegende Band unternimmt es, die seit mehr als zwei Jahrzehnten intensiv geführte internationale Debatte um Oakeshotts Denken in die einschlägigen deutschen Diskussionen zu tragen. Dabei zeigt sich, daß das facettenreiche Werk des Engländers zahlreiche Anknüpfungspunkte und Herausforderungen für die Verständigung über eine humane Praxis in den gesellschaftlichen und politischen Konflikten des 21. Jahrhunderts bietet.