In der Literatur wird Wolfgang Capito in der Regel als Reformator im Schatten Martin Bucers und in gefahrlicher Nahe zu den Taufern dargestellt. Der Autor versucht, ihn aus diesem Zwielicht herauszuholen. Er sucht ihn dort auf, wo ganz offensichtlich das theologische Herz des Strassburgers schlug: in der Auslegung der Schrift. Prophetisch zu nennen ist Capitos Theologie im Blick auf die bundestheologischen, pneumatologischen und ekklesiologischen Akzente; vor allem sein Beitrag zu einer neuen Verhaltnisbestimmung von Kirche und Synagoge weist weit uber das 16. Jahrhundert hinaus. Die besondere und damit auch kritische Stimme dieses Reformators wird konsequent aus diesen Zusammenhangen entwickelt: Wahrend vor allem Bucer den alteren Kollegen in den Jahren vor der grossen Strassburger Synode wegen zu grosser Nachgiebigkeit den Radikalen gegenuber angeht, sieht Capito 1528 Teile des evangelischen Lagers auf dem Weg in eine "neue Tyrannei". Martin Heimbuchers Arbeit ist die erste neuere Darstellung des Strassburger Reformators Capito im deutschsprachigen Raum. Sie eroeffnet ein spannendes Gesprach uber die Weite reformatorischer Theologie.