Der Heidelberger Theologe Richard Rothe hat in der Mitte des 19. Jahrhunderts in seinem Hauptwerk Theologische Ethik den Versuch unternommen, seinem System christlicher Theologie eine von schelling'schen Prämissen ausgehende Identitätstheorie durch Scheidung der endlichen Wirklichkeit von der sie bedingenden Ursache unter Ausschaltung pantheistischer Konsequenzen zugrunde zu legen. Die Arbeit versucht nachzuweisen, daß es Rothe insbesondere durch eine konsequente geschichtliche Verortung der Spekulation als bedingt durch die Erlösungsreligion des Christentums gelingt, die apriorische Theorie zu fundieren, indem er ihr ein Bedingungsgefüge innerhalb der endlichen Wirklichkeit zuweist. Die vorliegende Interpretation bemüht sich, hierin eine selbständige theoretische Leistung Rothes aufzuweisen und so eine Neubewertung des oft als eklektizistischer Nachhall des deutschen Idealismus angesehenen Werkes Richard Rothes anzuregen.