Die Kulturpolitik Kaiser Wilhelms II. wurde bisher hauptsachlich als dessen Privatangelegenheit betrachtet. Eine Untersuchung der Ziele und Motive seiner Kulturpolitik ist jedoch bisher weitestgehend unterblieben. Mit der Foerderung der Kultur hat der letzte deutsche Kaiser allerdings weit mehr beabsichtigt, als persoenlichen Neigungen zu froenen. Dies belegt beispielsweise die Analyse der in seinem Auftrag verfassten Oper Der Roland von Berlin eindrucklich. Die Lage der Monarchie und der Dynastie der Hohenzollern war durch verschiedene Entwicklungen im Reich in ihrer Existenz bedroht. Darum musste Kaiser Wilhelm II. handeln. Seine politischen Versuche eines sozialen Kaisertums scheiterten und seine Moeglichkeiten waren durch die Verfassung beschrankt. Einzig auf dem Feld der Kultur konnte der Kaiser freier wirken. Seit dem Jahr 1894 ist eine intensive kulturpolitische Betatigung sichtbar. Das Streben Kaiser Wilhelms II. hatte zum Ziel, seinen Grossvater Kaiser Wilhelm I. zum Mittelpunkt eines Reichsmythos zu machen - mit einem daraus resultierenden Reichskult. Dieser sollte mit Hilfe kultureller Massnahmen wie Opern, Theaterstucken und Volksliedern emotional bei den Menschen verankert werden. Die Dynastie der Hohenzollern sollte in die, sich seit 1871 immer starker auspragende, nationale Identitat der Deutschen integriert werden. Die Arbeit analysiert dazu verschiedene Opern, Theaterstucke, Festspiele und Volkslieder inhaltlich und setzt ihre Inhalte mit den politischen Ereignissen im Reich in Verbindung.