Der Lebensweg des 1872 in Speyer geborenen Burgersohns Karl Stutzel erscheint als paradigmatisches Spiegelbild einer ganzen Epoche. Gepragt und geleitet durch das katholische Milieu, dem er entstammte und das er authentisch verkoerperte, durchlief der Jurist Stutzel eine mustergultige Laufbahn als koeniglich-bayerischer Beamter, die auch durch die Wirren des Krieges und den Untergang der Wittelsbacher Monarchie nicht beendet wurde. Seine Erfolge als hochrangiger Beamter veranlassten 1924 seine Berufung zum Bayerischen Innenminister. Eine einschneidende Staatsvereinfachung und ein neues Kommunalwahlgesetz, das bis heute Gultigkeit besitzt, gelten als Vermachtnisse Stutzels. Zentrales Kontinuum seiner Amtsfuhrung war jedoch sein entschlossener Kampf gegen jede Spielart des politischen Extremismus. Davon zeugen etwa das Redeverbot gegen Hitler 1925, dessen verhinderte Einburgerung im gleichen Jahr, die Uniformverbote 1930/31 sowie das zeitweise Verbot von SA und SS. Stutzel schoepfte alle polizeilichen und rechtlichen Moeglichkeiten aus, scheiterte aber letztlich dennoch, da auch der Einsatz aller staatlichen Mittel den Aufstieg der Nationalsozialisten nicht mehr verhindern konnte.