Mit der "Minneburg" stellt die Studie eine der umfangreichsten und schillerndsten Minneallegorien des spaten Mittelalters in den Mittelpunkt ihrer Betrachtung. Die hochkomplexe Struktur, der Aufbau sich uberlagernder Erzahlperspektiven und das kalkulierte Spiel mit divergierenden Bildfeldern und -traditionen machen dieses Werk zu einem Brennspiegel, an dem die Vielfalt allegorischer Erscheinungsformen ablesbar wird. Bei der Analyse des fragmentarischen Textes erweist sich allegorisches Schreiben als integrative Erzahlstrategie, die die Gegensatze Mensch und Gott, Zeit und Ewigkeit, hofische Minne und "caritas" zusammenzuschauen vermag und uber den Entwurf einer aussergewohnlichen Liebeslehre auf die Schopfung eines eigenen literarischen Kosmos zulauft. Einen Eindruck von der Formenvielfalt und dem Reiz allegorischen Erzahlens vermitteln auch die Kurzfassungen der "Minneburg" aus dem 15. und 16. Jahrhundert, die diese Studie teilweise ediert und auf ihr verandertes Allegorieverstandnis und Minnekonzept hin befragt."