Das 1464 in Lubeck entstandene Redentiner Osterspiel ist eines der bedeutendsten deutschen Mysterienspiele. In zwei Szenenkomplexen schildert es die Auferstehung Jesu und die Hoellenfahrt sundiger Seelen. Die Darstellung von Erloesung und Verdammnis verharrt jedoch nicht im Allgemeingultigen, sondern wird eng auf die Entstehungszeit des Stucks bezogen. Diese Verflechtung von Heilsgeschichte und historischer Situation steht im Zentrum der Untersuchung. Erganzend zur Analyse dieser Zusammenhange wird das Verhaltnis des Spiels zum zeitgleichen Totentanz der Marienkirche in Lubeck untersucht. Im ganzen gesehen versteht sich das Osterspiel als Dichtung, die bei aller Verankerung in gangigen Vorstellungen des christlichen Spatmittelalters auf diese Stadt zugeschnitten ist und ihren Bedurfnissen in einer Krisensituation, wie sie die damals erwartete und 1464 tatsachlich Lubeck heimsuchende Pest ausloeste, Rechnung tragt.