Die Depression kann mit einer in schwarz gekleideten Dame verglichen werden. Wenn sie kommt, so weise sie nicht weg, sondern bitte sie zu Tisch als Gast und höre, was sie Dir zu sagen hat. (C.G. Jung zugeschrieben)
Dieses Bild ist das Motto eines ungewöhnlichen Sachbuchs, in dem Thomas Haenel, Professor für Psychiatrie und praktizierender Psychotherapeut, über die vielen, teils noch unbekannten Gesichter der Depression allgemein verständlich berichtet: Im Wechselbad der Gefühle können Manisch-Depressive uns himmelhochjauchzend begegnen; larvierte Depressionen können unter einer Maskerade verborgen bleiben; Müdigkeit und Schlafstörungen, traumatische Erschütterungen, aber auch einschneidende Erlebnisse wie eine Geburt, das Heimweh bei einem Umzug ins Heim, die Belästigung durch Stalker und schließlich körperliche Einflüsse wie Herzerkrankungen oder auch neurophysiologische Reaktionen auf Lichtmangel können mit Depressionen zusammenhängen, die wir im Alltag oft übersehen. „Vor die Therapie haben die Götter den Schweiß der Diagnose gestellt", schreibt Haenel und stellt wichtige Hinweise für den Laien zusammen. Nicht selten wird die Diagnose Depression gar nicht oder erst zu spät gestellt. Viele Suizidhandlungen gehen auf ihr Konto - etwa doppelt so viele Menschen sterben durch eigene Hand wie durch Verkehrsunfälle. Aber Depressionen lassen sich behandeln, in der Regel mit Psychotherapie und antidepressiven Medikamenten.
Vorurteile gegenüber Depressiven finden sich nicht nur ganz allgemein, sondern insbesondere in der Arbeitswelt und im privaten Umfeld. Haenels Buch lädt zum Zuhören ein und zeigt auf, wie sich Depressionen erkennen und behandeln lassen, und wie man vorbeugen und Rückschläge bewältigen kann.